2019 wird ein Superwahljahr: Auf Ebene der Gemeinschaften, der Regionen, des Föderalstaates und der Europäischen Union finden Wahlen statt.  Die Christliche Krankenkasse (CKK) legt den Politikern zwölf Schwerpunkte ans Herz, die aus ihrer Sicht für eine hochwertige und erschwingliche Versorgung wichtig sind. Diese zwölf Schwerpunkte sind ein Auszug aus "Gesundheit und Wohlbefinden sichern!", dem Memorandum der CKK zu den Wahlen 2019.  Beide Dokumente sind auch als PDF-Dateien abrufbar.

1. Keine Honorarzuschläge mehr im Krankenhaus

Zuzahlungen im Krankenhaus fließen zu 62 Prozent den Ärzten zu, die aber einen Einzelzimmerpatienten nicht anders behandeln als alle anderen Patienten.  Seit Jahren fordert die CKK deshalb auch eine Abschaffung der Zweiklassenmedizin.

2. Bedarfsorientierte Neuausrichtung der Versorgung

Wenn die medizinische Behandlung abgeschlossen ist, sollte eine Verlegung in andere Einrichtungen oder eine Entlassung nach Hause durch einen entsprechenden Ausbau der häuslichen Pflege und der Mobilitätsförderung ermöglicht werden.

3. Substitutionsrecht der Apotheker

Mit der Zustimmung des Patienten darf der Apotheker für bestimmte Arzneimittel die billigste gleichwertige Alternative auswählen. Dieses sogenannte Substitutionsrecht sollte für alle Verschreibungen gelten.

4. Übertragung von Aufgaben und neue Gesundheitsberufe

Der Ärztemangel wird dazu führen, dass andere Gesundheitsberufe bestimmte Aufgaben übernehmen müssen, wie zum Beispiel Dentalhygieniker oder Optiker.  Die CKK empfiehlt eine langfristige operative Planung auf allen Kompetenzebenen.

5. Für eine bessere Lebensqualität

Ein Drittel der mehr als 400.000 Langzeitpatienten leidet unter psychischen Problemen. Privatleben und Beruf sind besser in Einklang zu bringen durch flexiblere Arbeitszeiten, Verlängerung des Mutterschutzes, mehr Heimarbeit und bessere Kinderbetreuung.

6. Stärkung und Aufwertung ehrenamtlicher Arbeit

Das Ehrenamt ist ein wichtiger Pfeiler des sozialen Zusammenhaltes und deshalb besonders zu fördern, zum Beispiel durch einen eigenen Status.

7. Fokus auf Prävention und Gesundheitsförderung

Unser Gesundheitswesen darf nicht länger auschließlich auf Heilung von Krankheiten ausgerichtet bleiben. Krankheitsvermeidung und Gesundheitsförderung sind mindestens genauso wichtig.  Das Prinzip "Gesundheit in allen Politikbereichen" ist daher umgehend in die Praxis umzusetzen.

8. Optimale gemeinsame Datennutzung fûr eine bessere Versorgung

Kommunikation ist wesentlicher Bestandteil eines integrierten Gesundheitsmodells.  Wir brauchen eine leistungsfähige und interoperable digitale Plattform, auf der alle nützlichen Informationen zusammenfließen und geteilt werden.

9. Bessere Zusammenarbeit zwischen den Behörden

Nicht weniger als neun Minister sind für unser Gesundheitswesen zuständig.  Um diese Zersplitterung zu überwinden, benötigen wir ein föderales strategisches Beratungs- und Ausrichtungsorgan.

10. Case-Management-Gesundheitskoordinator

Ein Case-Manager koordiniert das gesamte Versorgungsangebot für Patienten. Die CKK plädiert für die Weiterentwicklung der Funktion des Case-Managers.

11. Besserer Krankentransport

Um den Zugang zu den medizinischen Leistungen in einer sich verändernden Versorgungslandschaft zu gewährleisten, sind die Möglichkeiten eines adäquaten Transports auszubauen, auch im Hinblick auf die Teilnahme am sozialen Leben der Patienten.

12. Selbstbestimmtes Leben

Die Zahl der Pflegebedürftigen wird mit der demographischen Entwicklung drastisch zunehmen. Hier muss die Politik durch die Bereitstellung einer entsprechenden Infrastruktur und gegebenenfalls einer leistungsfähigen Pflegeversicherung eingreifen.

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In diesem Monat Dezember widmet sich der "Infopunkt für chronische Krankheiten" interaktiv den Themen rund um die Paarbeziehung bei einer chronischen Erkrankung.

Teilen Sie uns Ihre Meinung und Ihre Erfahrungen mit

Chatten Sie am Donnerstag, 13. Dezember zwischen 13.30 und 14.30 Uhr mit unserem Berater Alain Gilles, Sozialarbeiter in der Belgischen Multiple Sklerose Liga.
Oder kontaktieren Sie den Infopunkt für chronische Erkrankungen.

Foto: © iStock

Sie trinken bis zur Bewusstlosigkeit und finden sich anschließend in der Notaufnahme wieder: Im vergangenen Jahr wurden in Belgien 2.334 Minderjährige im Alter zwischen 12 und 17 Jahren nach exzessivem Alkoholkonsum ins Krankenhaus eingeliefert. Das ist der höchste Wert seit zehn Jahren.

Auch die Zahl der 18- bis 29-Jährigen, die nach Trinkexzessen in der Klinik behandelt wurden, erreicht mit 11.554 Fällen einen traurigen Rekord, wie aus Zahlen der gemeinsamen Agentur der belgischen Krankenkassen (IMA) hervorgeht. Die Christliche Krankenkasse fordert, die Altersgrenze für alle alkoholischen Getränke auf 18 Jahre anzuheben.

2.334 Minderjährige mussten im vergangenen Jahr aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums im Krankenhaus behandelt werden.

Das flämische Expertisezentrum für Alkohol und andere Drogen (VAD) spricht vom sogenannten Binge Drinking wenn Frauen mindestens vier, Männer mindestens sechs Gläser Alkohol innerhalb von zwei Stunden trinken. Und das ist in Belgien immer häufiger der Fall bei jungen Menschen. Zwischen 2014 und 2016 war die Anzahl der Minderjährigen, die aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums im Krankenhaus behandelt werden musste, zurückgegangen.
Doch die erfreuliche Entwicklung währte nur kurz: Im letzten Jahr wurden 2.334 Fälle registriert, was eine Steigerung von acht Prozent gegenüber 2016 bedeutet, als 2.161 Jugendliche es mit dem Alkohol übertrieben hatten. Auch in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen stieg der Alkoholmissbrauch von 11.325 Fällen im Jahr 2016 auf 11.554 im letzten Jahr – eine Steigerung von mehr als zwei Prozent innerhalb eines Jahres. Besonders häufig betrinken sich Jugendliche aus den Provinzen nahe der französischen Grenze (Westflandern, Hennegau und Luxemburg). Dies sind genau die Provinzen, in denen alkoholbedingte Krebserkrankungen wie Leber-, Bauchspeicheldrüsen- und Speiseröhrenkrebs laut dem Verbund der belgischen Krankenkassen häufiger auftreten. „Alkoholmissbrauch in jungen Jahren ist keineswegs harmlos“, warnt Luc Van Gorp, Vorsitzender der Christlichen Krankenkasse. „Übermäßiger Alkoholkonsum kann zu Hirnschäden, schwächeren Studienergebnissen und somit zu geringeren Chancen auf dem Arbeitsmarkt führen. Wer in jungen Jahren zu trinken beginnt, wird später umso mehr trinken.“ Die Krankenkasse fordert, die Altersgrenze für Bier, Wein und Sekt auf 18 Jahre anzuheben. Auch der Hohe Gesundheitsrat und das flämische Expertisezentrum für Alkohol und andere Drogen empfehlen dies. „In 22 der 28 EU-Länder liegt die Altersgrenze bereits bei 18 Jahren. Belgien hinkt hinterher. Die neuen Zahlen zum Alkoholmissbrauch zeigen, dass wir mit Sensibilisierung alleine keine Besserung erzielen“, so Van Gorp. Gesundheitsministerin Maggie De Block (Open VLD) weist die Forderung zurück: „Ein vollständiges Alkoholverbot bis zum 18. Lebensjahr würde dazu führen, dass junge Menschen im Verborgenen trinken“, so die Ministerin.

Eric spricht von der Stärke seiner Entschlossenheit, als er mit dem plötzlichen Ausbruch einer seltenen Krankheit konfrontiert wurde, die ihn schwer einschränkte. Er hat sich außerdem mit unterstützenden Familienmitgliedern und Gesundheitsexperten umgeben können, die ihn bei der Wiederherstellung seines Körpers und seines veränderten Lebensalltags unterstützen. Nachstehend einige Tipps für Menschen, die von der Diagnose einer seltenen Krankheit betroffen sind.

Zur Geschichte
"Es war im Januar. In einer Nacht fand ich mich in einer Tetraplegie wieder. Es war noch kein Zeichen zu erkennen. Sehr schnell erfolgte die Diagnose: Es handelte sich um das Guillain-Barré-Syndrom (1). Ich hatte noch nie zuvor von dieser Krankheit gehört. Ich lag mehrere Wochen im Koma. Dann war ich in einem Revalidierungszentrum in Deutschland. Zu dieser Zeit erhielt ich wenig Informationen. Ich wusste einfach, dass es sich um eine völlig reversible neurologische Krankheit handelte. Ich glaubte, dass ich in ein paar Monaten wieder bei der Arbeit sein würde. Ich wusste noch nicht, dass ich eine schwere Form der Krankheit hatte. Im Juli traf mich die Diagnose wie ein Schlag. Und meine gesundheitliche Verfassung hatte sich nicht wesentlich verbessert. Zurück aus Deutschland, war ich in einem Zentrum in Verviers.

Zu dieser Zeit gaben mir die Mitarbeiter einen Tablet-Computer und ich begann, die Krankheit zu erforschen. Eines Tages schenkte mir meine Schwester, die im Pflegeberuf arbeitet das Buch "Le syndrome du bocal" von Claude Pinault. Eine Hilfspflegekraft, hatte ein System mit Wäscheklammern und einem Pflanzstock gebastelt, damit ich mit dem Mund die Seiten umblättern konnte. Dieses Buch hat mir sehr geholfen. Dort konnte ich meine Erfahrungen wiederfinden. Es schenkte mir Entschlossenheit, Tatkraft und Selbstvertrauen. Ich habe mich selbst in Frage gestellt. Ich erkannte, dass ich nicht in der Lage sein würde, meine Arbeit wieder aufzunehmen, und dass die Fortschritte sich nur langsam entwickeln würden. Jeder Muskel muss aus seiner Trägheit herauskommen und es gibt viele willkürliche Einflussfaktoren. Also habe ich die Herausforderung angenommen zusammen mit meinem Kinesiotherapeuten und Ergotherapeuten. Sie sind beide bewundernswerte Menschen.

Wir haben zusammen gekämpft und wussten nicht immer, wo wir hinwollten. Unsere Entschlossenheit hatte Erfolg, und nach und nach erholte ich mich und kam wieder auf die Beine. Heute mache ich noch fünf Krankengymnastikstunden pro Woche. Ich durfte auch die Unterstützung meiner Partnerin genießen, die jetzt meine Frau ist. Nach der Krankheit wurden uns zwei Söhne geschenkt, die mir außerordentliche Energien geben, um den Kampf fortzusetzen."

"Ich hatte noch nie zuvor von dieser Krankheit erfahren", sagt Eric. Im Falle einer seltenen Krankheit ist es nicht immer einfach, die Merkmale der Erkrankung und ihre Symptome nachzuvollziehen. Eine zuverlässige Quelle für Recherchen ist das europäische Orphanet-Portal: www.orpha.net. Es ist ebenfalls interessant, Kontakt mit RaDiOrg (2) aufzunehmen, dem belgischen Verband für Menschen mit einer seltenen Krankheit. Er ist die Dachorganisation für Patientenverbände, die an einer seltenen Krankheit leiden und kann Sie zu der Sie betreffenden Organisation durchleiten.

Ärztliche Unterstützung
Bei der Betreuung können Sie durch Fachärzte begleitet und an spezialisierte Zentren verwiesen werden, die Ihnen spezifische Pflege- und Arzneimittel für seltene Erkrankungen anbieten.... Die Zustimmung des Vertrauensarztes Ihrer Krankenkasse ist in vielen Fällen unerlässlich, um eine angemessene Betreuung zu erhalten. In der Regel kümmert sich der Leistungserbringer um die notwendigen Formalitäten.

Soziale Betreuung
Beachten Sie abschließend, dass Rechtsansprüche und Unterstützungsleistungen gewährt werden können (immer unter der Voraussetzung, dass die Zugangsvoraussetzungen erfüllt sind): Anerkennung als chronisch Kranker, Festbetrag für schwere oder kostspielige Krankheit, Solidaritäts-Sonderfonds usw. Die CKK lädt Sie ein, die nächstgelegene Sprechstunde Ihres Sozialdienstes aufzusuchen, um eine eingehende Prüfung der Sachlage durchzuführen und in den Genuss einer individuellen Betreuung und einer auf Sie zugeschnittenen Begleitung zu kommen. Kontaktieren Sie uns unter der Rufnummer 087 32 43 33 und machen Sie einen Termin mit einer unserer Sozialarbeiterinnen ab.

Weitere Infos finden Sie auf unserer Website.

(1) Das Guillain-Barré-Syndrom ist eine Autoimmunerkrankung, die zu einer Schädigung und Lähmung der peripheren Nerven führt.
(2) RaDiOrg: 0478 72 77 03 - info@radiorg.be

 

Quelle: Infopunkt für chronische Patienten - 1. November 2018| Foto: Pixabay

Bei einer chronischen Erkrankung ist es möglich, sich durch eigenes Handeln von einer abwartenden oder resignierten Haltung zu befreien. Dies wird als „Empowerment“ bezeichnet und spiegelt sich in der Fähigkeit wider, angesichts der Krankheit und der damit verbundenen Symptome trotzdem noch selbst Herr seiner Lage bleiben.

Das englische Wort „Empowerment“ bedeutet Ermächtigung oder Befähigung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) übersetzt den Begriff „Patient Empowerment“ mit „Hilfe zur Selbsthilfe der Patienten“. Andere sprechen von Befähigung für den Umgang mit der Krankheit und wieder andere von Patientenverantwortlichkeit. Insgesamt ist der Grundgedanke aber: selbst handeln und nicht passiv abwarten.

Seit mehreren Jahren bemüht sich die Christliche Krankenkasse (CKK) sehr stark um die Begleitung chronisch kranker Menschen und versucht, diesen einen Wege aufzuzeigen, wie sie besser mit der Krankheit umgehen können. Aus diesem Grund wurde im September 2013 der Infopunkt für chronische Patienten eingeführt. Dieser richtet sich an Menschen mit einer chronischen Erkrankung und verfolgt zwei Ziele: Information der Betroffenen und gegenseitiger Austausch. Auf der Webseite zum Thema „chronische Patienten“ finden Sie unzählige Informationen zu einer Themenserie rund um chronische Erkrankungen und die häufigsten Fragen der Betroffenen.

Ihre Meinung interessiert uns!

Jeden Monat wird ein neues Thema im Rahmen verschiedener interaktiver Tools behandelt: Umfrage, Chats, … Auf diese Weise haben Sie die Möglichkeit zu einem interaktiven Gedanken- und Meinungstausch zu unterschiedlichen Themen. Haben Sie weitere Fragen zu Ihrer persönlichen Lage? Dann kontaktieren Sie den Infopunkt für chronische Patienten über das Kontaktformular oder per E-Mail an info.chronischepatienten@mc.be.

Hinter dem Bildschirm arbeitet ein erfahrenes Team, das die geltenden Gesetze kennt und Ihnen innerhalb von drei Werktagen antwortet. Falls erforderlich, werden Sie an die zuständige Dienststelle verwiesen, die Sie bei allen Formalitäten begleitet.

Den Infopunkt für chronische Patienten darf jeder Patient, der unter einer chronischen Erkrankung leidet - ob Mitglied der CKK oder nicht - anrufen. Um die Bearbeitung Ihrer Anfrage zu erleichtern, geben Sie stets Ihren Namen, die amtliche Anschrift oder die Eintragungsnummer im Nationalregister an. Gerne können Sie sich auch an den Sozialdienst der Christlichen Krankenkasse wenden: 087 32 43 33.

Weitere Informationen

Studien der Christlichen Krankenkasse (CKK) zufolge leiden in Belgien mehr als 600.000 Menschen an einer der unterschiedlichen Formen von Diabetes. Eine gesundheitsschädliche Lebensweise ist einer der Faktoren, die die Verbreitung dieser Krankheit begünstigen. Die CKK plädiert für Präventionsmaßnahmen im Rahmen der Gesundheitsförderung und anderer politischer Einflussbereiche.

Diabetes ist eine chronische Krankheit, die einerseits auf eine erhöhte Lebenserwartung und eine Überalterung der Bevölkerung, andererseits aber auch auf schädliche Lebensgewohnheiten, beispielsweise ungesunde und einseitige Ernährung, Bewegungsmangel oder den Konsum von Alkohol und Tabak zurückzuführen ist. Im Jahr 2016 erstattete das Landesinstitut für Kranken- und Invalidenversicherung (LIKIV) 167 Millionen Euro für Medikamente zurück, die aufgrund der Diagnose Diabetes verschrieben wurden. Damit rangiert Diabetes auf Platz fünf der zehn kostspieligsten Krankheiten.

Verbreitung von Diabetes in der Deutschsprachigen Gemeinschaft

In der Deutschsprachigen Gemeinschaft sind folgende Prozentsätze der Bevölkerung von Diabetes betroffen: 5 Prozent der Bevölkerung in Amel; 5,9 Prozent der Bevölkerung in Büllingen; 5,7 Prozent der Bevölkerung in Burg-Reuland; 5,8 Prozent der Bevölkerung in Bütgenbach; 6,2 Prozent der Bevölkerung in Eupen; 7,8 Prozent der Bevölkerung in Kelmis; 6,3 Prozent der Bevölkerung in Lontzen; 5,6 Prozent der Bevölkerung in Raeren und 5,6 Prozent der Bevölkerung in St.Vith.

Bei den 65- bis 74-Jährigen liegen die Zahlen höher, so sind in Amel 14,2 Prozent; in Büllingen 16,4 Prozent; in Burg-Reuland 13,4 Prozent; in Bütgenbach 16,8 Prozent; in Eupen 16,9 Prozent; in Kelmis 19,7 Prozent; in Lontzen 20 Prozent; in Raeren 12,8 Prozent und in St.Vith 12,6 Prozent der Menschen betroffen.

Krankheitsbild, Formen und Symptome

Diabetes ist die Folge eines zu hohen Blutzuckerspiegels und somit einer Fehlfunktion der Bauchspeicheldrüse. Die Bauchspeicheldrüse ist für die körpereigene Produktion von Insulin zuständig, dank dieses Hormons können die Körperzellen Zucker aus dem Blut filtern. Wenn die Bauchspeicheldrüse jedoch kaum oder gar kein Insulin produziert, kann der Zucker im Blut nicht mehr abgebaut werden. Diesen Zustand bezeichnet man als Diabetes.

Die Medizin unterscheidet zwischen drei unterschiedlichen Formen von Diabetes: Zehn bis 15 Prozent der Erkrankten, hauptsächlich Kinder und Erwachsene bis 30 Jahre, leiden unter Diabetes-Typ 1, bei dem die Bauchspeicheldrüse nach der Zerstörung bestimmter Zellen überhaupt kein Insulin mehr produziert. Die häufigste Form von Diabetes ist Typ 2, unter der vor allem Menschen ab dem Alter von 40 Jahren leiden und die etwa 85 bis 90 Prozent der Diabeteserkrankten betrifft. Übergewicht und Bewegungsmangel sind einige der Gründe für eine unzureichende Insulinproduktion des Körpers. Der letzte Krankheitstyp ist Schwangerschaftsdiabetes, der etwa zwei bis fünf Prozent der schwangeren Frauen betrifft. Er ist temporär, birgt aber das Risiko, dass die Betroffene innerhalb von zehn Jahren Diabetes des Typ 2 entwickelt.

Die Symptome einer Diabeteserkrankung sind unter anderem häufiges Wasserlassen, ungewöhnlich starker Durst, Gewichtsverlust, Hunger, Müdigkeit, Sehstörungen, langsame Wundheilung und Juckreiz. Vorbeugeuntersuchungen werden Personen über 40 Jahre alle drei Jahre, den Risikogruppen mit einem oder mehreren Faktoren jährlich empfohlen.

Vorbeugung

Da über die genetischen Faktoren hinaus auch äußere Einwirkungen die Entwicklung von Diabetes begünstigen können, spricht sich die Christliche Krankenkasse dafür aus, dass die Förderung und die Begünstigung einer gesunden Lebensweise auf allen politischen Ebenen intensiviert werden. Es gilt, die Menschen für eine ausgewogene Ernährung, das Nichtrauchen, Gewichtskontrolle und regelmäßige körperliche Betätigung zu sensibilisieren. Eine gesunde Lebensweise ist aus mehreren Gründen von Vorteil: Sie trägt zu einer Verringerung der Diabetesverbreitung, zur Gesundheit von Herz und Blutgefäßen und generell zum Wohlbefinden bei.

Der Medikamentenkonsum kann durch einen gesünderen Lebensstil eingeschränkt werden. Vor allem ist es notwendig, bereits vor dem Ausbruch einer Krankheit gesundheitsfördernde Maßnahmen zu ergreifen. Auch wenn der Patient im Rahmen der Therapie Verantwortung übernehmen muss, so spielen Medizin und Politik eine Rolle bei der Förderung von Alternativen und der Entwicklung von Präventionsmaßnahmen.

Die CKK sieht ihre Zukunft in diesem Prisma: Aktion statt Reaktion. Jean Hermesse, Generalsekretär der CKK, betont: „Wir setzen möglichst viele Initiativen im Bereich der Prävention und Unterstützung unserer Mitglieder auf dem Weg zu gesunden Lebensgewohnheiten um: Ein wirkungsvoller Ansatz beinhaltet die Förderung eines Umfelds, das solchen Lebensgewohnheiten zuträglich ist. Die CKK wird weiterhin jede Politik zu diesem Zweck unterstützen und anstoßen. Zumal, wie in einem erst kürzlich erschienenen Bericht der Europäischen Kommission festgestellt wurde, im Allgemeinen Menschen mit niedrigem Einkommen und/oder niedrigem Bildungsniveau am meisten gefährdet sind, wenn es um Krankheiten im Zusammenhang mit unserem Lebensstil geht“.

Die Gesamtzahl der Menschen, die starke Schmerzmittel aus Morphin (Opioide) einnehmen, ist in sieben Jahren um 32 Prozent angestiegen. Es handelt sich hier um Arzneimittel, die besonders wirksam in der Schmerzbehandlung bei Krebspatienten sind. Sie werden aber auch zunehmend zur Behandlung  anderer chronischen Schmerzen, so beispielsweise Gelenkschmerzen, Neuralgien oder Rückenschmerzen eingesetzt. Opioide dürfen allerdings nicht unterschätzt werden.

Die Gesamtzahl der CKK-Versicherten, denen mindestens eine von ihrem Apotheker ausgelieferte Opioid-Packung erstattet wurde, stieg zwischen 2010 und 2017 von 304.000 auf 402.000. Betrachtet man diese Zahlen quer durch alle Altersstufen, steht fest, dass jeder elfte Versicherte im vergangenen Jahr Opioide eingenommen hat. Zu den Betroffenen gehören acht Prozent Krebspatienten. 92 Prozent nehmen Opioide zur Behandlung von Schmerzen ohne krebsartigen Hintergrund. Zahlreiche Fachärzte verschreiben Opioide, aber sie verordnen diese weniger Patienten (35 Prozent), als  es bei Hausärzten (65 Prozent) der Fall ist. Bei Patienten, die nicht an Krebs erkrankt sind, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie von Hausärzten und Fachärzten Opioide verschrieben bekommen, fast doppelt so hoch.

"Für die Behandlung von Schmerzen bei Krebspatienten hat die WHO bereits 1987 empfohlen, mit einem Stufenmodell fortzufahren", betont Jean Hermesse, CKK-Generalsekretär. "In der ersten Phase geht es um die Behandlung mit einem traditionellen Schmerzmittel wie Paracetamol. Bei Bedarf wechseln die Ärzte schrittweise zu leistungsfähigeren Medikamenten. Opioide stehen auf dem höchsten Leistungsniveau. Die Einnahme von Opioiden in immer höheren Dosen bietet vielen Krebspatienten eine angemessene Schmerzbehandlung und einen hohen Therapiekomfort."

Der Einsatz von Opioiden zur Behandlung von chronischen Schmerzen bei Nicht-Krebs-Patienten wird wissenschaftlich weniger unterstützt. Dennoch ist die Einnahme von Opioide bei diesen Patienten  merklich angestiegen.Aus einer CKK-Statistik geht hervor, dass dieses Phänomen sowohl bei niedrig dosierten Opioiden wie Tramadol (+36 Prozent zwischen 2010 und 2017) als auch bei hochdosierten Opioiden wie Oxycodon (+274 Prozent) und Fentanyl (+20 Prozent) auftritt. Noch beunruhigender: Mehr als jeder siebte Nicht-Krebskranke verwendet diese Arzneimittel über einen langen Zeitraum (ein Jahr und mindestens eine Behandlung pro Trimester).

Nebenwirkungen und Abhängigkeit

"Die Langzeitanwendung von Opioiden ist nicht ohne Risiko", sagt Jean Hermesse. "Ziemlich schnell stellt sich eine Toleranz gegenüber der schmerzstillenden Wirkung ein. Eine längere Anwendung, erhöhte Dosen oder die Verschreibung einer stärkeren Variante steigern indes das Risiko von unerwünschten Nebenwirkungen, Abhängigkeit und Missbrauch. Zu den Nebenwirkungen gehören Schläfrigkeit (und der damit verbundenen Gefahr von Straßen- oder Arbeitsunfällen) sowie Verwirrung. Darüber hinaus können diese Medikamente die Wirkungsweise anderer Wirkstoffe negativ beeinflussen. Das Chancen-Risiko-Verhältnis muss immer sorgfältig geprüft werden. In den Vereinigten Staaten werden durch den dramatischen Anstieg des Opioid-Konsums alarmierende Missbräuche, Einweisungen in Notaufnahmen und sogar mit Todesfällen gemeldet. In Belgien ist der Opioid-Konsum derzeit halb so hoch wie in den USA, aber unser Land liegt immerhin auf Platz 6 im Ranking der OECD-Länder (Organisation für Zusammenarbeit und Entwicklung).

Für eine sinnvolle Verwendung von Opioiden

In diesem Bewusstsein wird das LIKIV Anfang Dezember ein konsensfähiges Treffen zum Thema "Der vernünftige Einsatz von Opioiden zur Behandlung chronischer Schmerzen" organisieren. Ziel wird sein, die medizinische Versorgung auszuwerten, das Bewusstsein bei den Ärzten hinsichtlich der Gefahren eines verlängerten Opioid-Konsums zu schärfen und allen verschreibenden Medizinern Empfehlungen als Orientierungshilfe zu vermitteln. "Unsere Zahlen belegen den Handlungsbedarf", meint Jean Hermesse abschließend. Opioide können manchmal helfen, chronische Schmerzen nicht-kanzerösen Ursprungs zu behandeln, allerdings unter großer Sorgfalt. Sie sollten vorzugsweise so schnell wie möglich und nur dann eingesetzt werden, wenn alle anderen Alternativen scheitern. Darüber hinaus kann sich die Behandlung chronischer Krankheiten nicht auf einen arzneimittelorientierten Ansatz beschränken. Ein ganzheitlicher Ansatz, der Physiotherapie, Stressmanagement, gute Schlafgewohnheiten oder kognitive Verhaltenstherapie umfasst, ist viel vorteilhafter als die Verschreibung von Medikamenten."

Am Samstag, 20. Oktober, organisiert die AG Demenz von 14 bis 17 Uhr einen Markt der Möglichkeiten für Menschen mit Demenz. Bei dieser Veranstaltung, die im Foyer des St. Nikolaus-Hospitals in Eupen stattfindet, wird auch die CKK mit einem Stand vertreten sein.

Wir informieren Sie gerne zu Beratung und Begleitung, die die CKK demenzkranken Personen bietet, sowie zu Anträgen auf finanzielle Unterstützung, die Kostenerstattung bei Kurzzeitaufenthalten und vielem mehr.

Weitere Informationen finden Sie hier

 

Der Grippevirus ist sehr ansteckend; Es genügt bereits, mit einer kranken Person zu reden um angesteckt zu werden.Meiden Sie stark besuchte Örtlichkeiten oder geschlossene Räume. Eine vorbeugende Impfung ist das einzige Schutzmittel gegen Grippe.

Grippeimpfung
Im Impfstoff gegen Grippe sind tote Viruspartikel enthalten. Durch die Schutzimpfung aktiviert das Immunsytem Antikörper, die sich auf den virus setzen und ihn neutralisieren. Durch diesen Vorgang wird die Widerstandskraft gegen Grippe erhöht. Der Impfstoff schützt Sie während annähernd 6 Monaten vor jedem Kontakt mit dem Grippevirus. Demzufolge kann die vorbeugende Schutzimpfung als ein wirksames Mittel gegen Grippe betrachtet werden.

Schutzimpfung - wie und wann?
Der Grippevirus ändert in jedem Jahr. Aus diesem Grund sollten Sie sich jährlich impfen lassen, idealerweise im Oktober/November, da die Grippe hauptsächlich von November bis März auftritt und der Wirkstoff bereits nach 14 Tagen wirksam ist. Der Impfstoff wird in den Oberarm entweder unter die Haut (subkutan), im Muskelgewebe(intramuskulär) oder in die Haut(intradermique) eingegeben.

In den folgenden Fällen wird von einer Schutzimpfung abgeraten:

Nebenwirkungen sind eher selten und klingen innerhalb von zwei Tagen ab. Es handelt sich um Hautschwellungen, Juckreiz, Wärmegefühl oder Schmerzen beim Berühren der Einstichstelle.

Schutzimpfung - für wen?
Eine vorbeugende Schutzimpfung gegen Grippe ist also nur bestimmten Risikogrupen vorbehalten.

Diese Risikogruppen sind:

Trotz Schutzimpfung grippekrank?
Wie kommt es, dass eine Schutzimpfung gegen Grippe ausgerechnet grippekrank macht?

Der Impfstoff gegen Grippe enthält keine lebenden Viruspartikel und kann demzufolge keine Grippe hervorrufen. Durch die toten Viruspartikel produziert der Organismus Antikörper; er macht ihn hingegen nicht krank. Wenn Sie jedoch zeitnah zur Grippeimpfung krank werden, kann es sein, dass sie bereits kurz vor oder nach der Impfung angesteckt wurden. Es kann hingegen auch sein, dass Sie durch ein Virus angesteckt wurden, der nicht im Impfstoff enthalten war.

Lesen Sie den vollständigen Artikel unter diesem Link.

Gemeinsam lesen, in Stille, frei, mit Freude, jeden Tag, zur gleichen Zeit. Das bietet ein französischer Förderkreis seit zwei Jahren den Schulen an. Die Idee ist spannend und findet immer mehr Anklang.
Anne-Marie Gasnerie war eine zerstreute Schülerin. Sie war 14 Jahre alt, als ein Lehrer sie aufforderte, sich im hinteren Teil der Klasse zu „beruhigen“. Er gibt ihr ein Buch in die Hand. Es ist „Der Fremde“ von Camus. „Heute ist Mama gestorben.“ Ein einziger Satz, und Anne-Marie wird vom Lesevirus befallen. Einige Jahre später ist Lesen immer noch ihre Leidenschaft, Lesen ist auch ihr Beruf. Sie ist verantwortlich für die Bibliothek in der Schule Notre-Dame des Champs in Uccle. Die Bücherreihen wurden in einer prächtigen alten Kapelle aufgestellt, deren Glasfenster und Chor erhalten geblieben sind; an den Wänden kann man Zitate von Baudelaire, Brel, Virginia Woolf lesen.... Eine Initiative, die die Bibliothekarin mit Hilfe von Kollegen umgesetzt hat. Denn hier müssen Sie niemanden von der Wichtigkeit von der Begegnung mit Büchern in Ihrem Leben überzeugen. Anne-Marie Gasnerie erklärt es schön: „Das Buch ist da, wenn es einem gut geht, wenn es einem nicht gut geht, wenn man dem Alltag entfliehen, sich ausruhen, diskutieren will.... Darüber hinaus kann ich die Welt, in der ich lebe, nur vollständig verstehen, wenn ich gelesen habe. Das Buch fördert die Toleranz, hilft, ein informierter Bürger zu sein, es ist ein wunderbarer Träger von Wohlwollen, Teilen und Begegnung.“ Kein Wunder, dass die Aktion "Silence, on lit" (SOL !, in Kurzform) dieses Lehrerteam begeistert hat. Olivier Delahaye, einer der Gründer des französischen Fördervereins, kam kürzlich in die Einrichtung im Süden der Hauptstadt, um das Projekt im Detail vorzustellen. Und ab dem nächsten Schuljahr werden knapp 1100 Primar- und Sekundarschüler und die gesamte Belegschaft von Notre-Dame des Champs das Lesen (wieder) in den Mittelpunkt ihres Lebens stellen.

Zusammen leben, zusammen lesen
Aber was ist eigentlich Silence, on lit?! Die Idee entstand auf einer Reise. Olivier Delahaye ist Filmemacher. Vor einigen Jahren reiste er nach Ankara, in die Türkei, um dort einen Film zu präsentieren. Dort traf er die Direktorin des Gymnasiums Tevfik Fikret, wo ein Teil des Unterrichts auf Französisch gehalten wird. In dieser Schule ertönt jeden Tag um 13:35 Uhr eine Melodie. Dann, während 15 Minuten, machen Schüler, Lehrer, Logistik- und Verwaltungspersonal, Schulleitung.... eine Lesepause. Alle verharren, wo sie gerade sind. Gemeinsam erleben sie einen Moment des Schulabbruchs und des literarischen Einklangs. Olivier ist fasziniert von diesem schwebenden Moment, von der Ruhe, die in dieser Viertelstunde herrscht, und von der entspannten Atmosphäre, in der die einen und die anderen ihre Aktivitäten wieder aufnehmen. Ruhe, wir lesen! klingt es gleichsam aus dem Nest. Und Olivier lässt sich anstecken. Mit Hilfe von Danielle Sallenave, Mitglied der Französischen Akademie und Direktorin des türkischen Gymnasiums, beschließt Olivier 2016, das Konzept auch französischen Schulen vorzuschlagen.
Zu der Begeisterung gesellen sich lange Momente des Nachdenkens. „Die Idee ist großartig, aber wenn sie nicht strukturiert ist, kann sie schnell zerfallen“, erklärt Olivier. Es kann in jeder Phase, vom Erwachsenen bis zum Kind, Hindernisse geben: ‚Wie soll ich mein Programm einhalten?‘, ‚Wie soll ich den Unterricht reibungslos unterbrechen und neu ansetzen?‘, ‚Ich hasse Lesen,‘ ‚Ich weiß nicht, was ich lesen soll,‘....“ Die Hemmnisse mögen auf den ersten Blick zahlreich erscheinen. Aus diesem Grund ist es wichtig, alle am Prozess Beteiligten , einschließlich der Eltern der Schüler, einzubeziehen. Und es sind nicht nur die Sprachlehrer, die diese Lesezeit organisieren müssen. In Uccle befragte Anne-Marie Gasnerie ihre Kollegen, um die ideale Tageszeit für die Maßnahme zu finden. Denn auch wenn das Lesen ein individueller Akt ist, wird es kollektiv gelebt. „In der Schule sind wir von morgens bis abends in einer Gemeinschaft“, sagt Anne-Marie Gasnerie, „ich denke, dass Jugendliche einen Rückzug in ihre eigene Gedankenwelt brauchen, dabei aber auch, umgeben von ihren Klassenkameraden und den Lehrern, physisch die Gewissheit haben müssen, sicher wieder zurückzukehren. Olivier Delahaye zufolge kann dieser kollektive Akt des Lesens als echtes Lebensprojekt aufgefasst werden. Er hat schon oft beobachtet, dass diese Pause das Schulklima völlig verändert und Beruhigung, Gelassenheit und Tiefe bringt. Es können neue Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern entstehen, wobei erstere nicht mehr die einzigen sind, die diese beraten.

Das Buch kann jedem gefallen
Aber ist es nicht etwas utopisch zu denken, dass alle mit diesem kollektiven Ansatz einverstanden sind? Was ist, wenn im Klassenzimmer, im Lehrerzimmer, in der Kantine oder anderswo Menschen allergisch auf das Lesen reagieren? Olivier Delahaye fährt auf: „Wir können über Barrieren reden, aber sicher nicht über Allergien! Wer nicht lesen will, sollte diese Zeit der Stille einfach nur einhalten und nichts tun. Was wir bisher festgestellt haben - in den 500 französischen Grund-, Mittel- und Oberschulen, die dem Projekt beigetreten sind - ist, dass 90% der Kinder, die diese Haltung einnehmen, sie wieder aufgeben, weil sie sehen, dass es anderen gefällt. Unter ihnen sind junge Menschen, die noch nie ein Buch zu Hause gesehen oder eine Buchhandlung oder Bibliothek betreten haben. Es ist wichtig, sie zu begleiten.“ Anne-Marie Gasnerie stimmt zu: „Silence, on lit! ist auch die ideale Aktivität, um den Schüler zu fragen, warum er nicht gerne liest: Ist er müde? Hat er je ein Buch in die Hand genommen, das ihn angesprochen hat? Will er nicht das Gleiche wie die anderen tun? Sämtliche Argumente sind zu hören. Diese Aktion lässt aber auch viel Freiraum.“ Dazu gehört die Freiheit zu lesen, was man will, solange es sich natürlich um eine für Minderjährige geeignete Lektüre handelt. Wichtig ist, dass gelesen wird. Ein Roman, ein Comic, in jeder beliebigen Sprache. Zeitschriften, Zeitungen und Lehrbücher sind nicht erwünscht, ebenso wenig wie E-Reader. Zu den Zielen von SOL! gehört: die Leser von den Bildschirmen weg und hin zu einer längeren Lesetätigkeit bewegen. „Sie sollten lernen, sich vom Zappen zu lösen, nicht mehr nur die Titel anzusehen“, sagt der Gründer von SOL! „Das Buch zwingt uns, uns Zeit zu nehmen. Diese Sequenzierung über einen längeren Zeitraum brauchen wir alle, Kinder und Erwachsene.“ Und nach und nach interessieren sich auch andere Gemeinschaften als Schulen - Verwaltungen, Unternehmen.... - für die Initiative. Bieten Sie jedem Mitarbeiter einen kurzen täglichen Termin mit einem Buch an, an Tagen, an denen er oft nur im Ernstfall ansprechbar ist.... Wetten, dass ...?

Für weitere Informationen....
http://www.silenceonlit.comsilence.on.lit@gmail.com • 0033/9/61.41.35.33

Nicht ohne Methodik
Der Förderverein SOL ! schlägt dank seiner Erfahrung eine Methodik, eine Begleitung und Folgeaktivitäten vor, die für die Umsetzung der Praxis notwendig sind. Die Durchführung des Projekts ist kein unüberwindliches Unterfangen, sollte aber nicht unterschätzt werden. Wenn Sie eine ähnliche Initiative starten möchten, ist es aus rechtlicher Sicht ratsam, zunächst den Förderverein zu kontaktieren. Um das Projekt im Rahmen seiner Einrichtung durchführen zu können, ist es in der Tat notwendig, dem Förderverein beizutreten (50 Euro/Jahr) und eine Charta zu unterzeichnen. Laut den Gründern von SOL ! hängt der volle Erfolg des Experiments von einigen Regeln und Prinzipien ab, die es zu beachten gilt. Die Stille, die tägliche Wiederholung, die Tageszeit, die Einbeziehung der gesamten Gemeinschaft und die Freiheit, in einem ganz bestimmten Rahmen zu lesen, sind unerlässlich. Ohne diese Grundlage ist es schwierig, die Praxis zu erhalten und ihre wohltuende Wirkung zu wahrzunehmen. Neben der Methodik entwickelt SOL ! weitere Dienstleistungen wie die Unterstützung bei der Bereitstellung von Büchern, die Gestaltung von Leseecken für Erwachsene in Einrichtungen oder auch Treffen mit Autoren.

Aus Sicht des Experten
Drei Fragen an Jean-Louis Dufays, Professor für französische Didaktik an der UCL (Université catholique de Louvain) und Direktor des Zentrums für fachübergreifende Forschung zu Unterrichtspraktiken und schulischen Disziplinen (Centre de recherche interdisciplinaire sur les pratiques enseignantes et les disciplines scolaires).

En Marche : Wie beurteilen Sie die von der Vereinigung Silence, on lit! vorgeschlagene Methodik?
Jean-Louis Dufays: Ihr Ansatz ist etwas paradox. Die Schule ist per Definition ein Leseplatz ohne die Notwendigkeit einer zusätzlichen Anregung. Allerdings ist die Beziehung zu den Büchern verloren gegangen. Wir lesen auch weiterhin, aber über verschiedene Medien. Das ist eine fragmentierte Lektüre, mit einer Mischung aus Bild und Text. Das Interessante an SOL ! ist, dass alle innehalten. Damit wird die Bedeutung eines wesentlichen und grundlegenden Aktes der Staatsbürgerschaft bekräftigt. Es geht um die Wiedereinführung eines zentralen Ortes durch ein Ritual. Rituale haben eine symbolische und spielerische Dimension, die sie attraktiv macht. Auf diese Weise kann bei jungen Menschen (erneut) die Lust geweckt werden, zu lesen und über die einfache Übung des Lesens in der Schule hinauszugehen. Es ist interessant, wenn man bedenkt, dass es unter den Studenten etwa ein Viertel Nichtleser gibt.

EM: Ist die Tatsache, dass es ein kollektiver Ansatz ist, ein Gewinn?
JLD : Von Menschen umgeben zu sein, die lesen, ist wichtig. Andere um Sie herum stimulieren und ermutigen Sie. Seitens der Organisatoren erwarten die Sprachlehrer, dass sie nicht mehr allein zuständig für die Lesekompetenz sind. Diese Fähigkeiten sind transversal und grundlegend für jedes Lernen. Alle Lehrer unterrichten Lesen, aber sie sind sich dessen nicht immer bewusst. Es ist eine gemeinsame Mission.

EM: Ist es sinnvoll, in der Schule lesen zu dürfen, wozu man Lust hat?
JLD : Die Schule hat eine Doppelrolle. Sie muss die Beziehung zur Kultur anregen, und diese Beziehung muss von Natur aus frei sein. Das ist grundsätzlich eine Frage der menschlichen Freiheit. Doch die Schule muss auch eine gemeinsame Kultur vermitteln. Wenn es ums Lesen geht, hat sie beide Rollen zu spielen. Die Schule darf nicht zensieren oder unterstellen, dass alles gleich ist. Und dieser Prozess wird nur dann seine volle Bedeutung entfalten, wenn es eine Verbreitung von Büchern und die Möglichkeit von Austausch und Entdeckungen gibt. Das setzt eine Organisation von Raum und Zeit voraus.