Fettleibigkeit, Unterernährung und Klima sind eine globale Angelegenheit!

Das weltweit angesehene britische Wissenschaftsmagazin The Lancet schlägt Alarm: Mit dem Klimawandel werden Fettsucht und Unterernährung verstärkt auftreten. Diese beiden Phänomene sind in der Tat miteinander verbunden, sodass die Gesundheitsförderung eine globale Angelegenheit ist.

43 Experten aus 14 Ländern – unter anderem aus den USA, China und Belgien - sind sich einig: Adipositas (Fettleibigkeit), Unterernährung und Klimawandel sind drei Geißeln, die gemeinsam bekämpft werden müssen. Wenn wir für das Klima marschieren, zeigen wir sicherlich unsere Bereitschaft, die globale Erwärmung an den Pranger zu stellen, aber wir können auch Auswucherungen im Zusammenhang mit unserer Ernährungsweise bekämpfen, um die allgemeine Gesundheit der Menschheit zu verbessern.

Drohende Pandemie: Fettleibigkeit
Das Phänomen der Fettleibigkeit hat sich in den letzten 40 Jahren weltweit weiter ausgebreitet und betrifft sowohl Industrie- als auch Entwicklungsländer. Im Jahr 2015 waren schätzungsweise zwei Milliarden Menschen übergewichtig. In der Tat erhöhen Fettleibigkeit und ihre Auslöser wie übermäßiger Zucker- oder Alkoholkonsum das Risiko auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und bestimmte Krebsarten. Allzu häufig wird sie als individuelles Problem angesehen: man gibt den betroffenen Personen die Schuld, weil sie ungesund bzw. zu viel essen und sich nicht ausreichend bewegen. Die in The Lancet zitierten Fachleute erinnern uns daran, dass in Wirklichkeit vor allem unser Wirtschaftssystem und unsere kommerziellen Interessen den übermäßigen Konsum auf Kosten der individuellen Gesundheit und unseres Planeten vorantreiben.

Klima und Ernährung gehören zusammen
Nicht genug, dass unser Ernährungssystem Pandemien wie Fettleibigkeit, Hungersnot und Unterernährung fördert, sondern es verursacht auch 20 bis 30 Prozent der Treibhausgas-Emissionen, insbesondere durch bestimmte Tierhaltungsmethoden. Als Folge der globalen Erwärmung führen Witterungsextreme wiederum zu heftigen Hitzewellen, Bildung von Wüstenregionen und Dürre, Erosion usw. Infolgedessen wird Teilen der Weltbevölkerung der Zugang zu Wasser und Nahrung als Überlebensvoraussetzung verwehrt.

Andererseits wird die lokale Landwirtschaft mit und mit zurückgedrängt; die Verbraucher müssen Export- bzw. Industrieprodukte einkaufen, die im Zusammenhang mit einer ausgewogenen Ernährung als fragwürdig gelten. Und so schließt sich der Kreis: Klimawandel und ernährungsbezogene Probleme nehmen spürbar zu.

Erwähnen wir abschließend noch unsere von Autos dominierten Verkehrssysteme: Auch sie fördern eine sitzende und gesundheitsschädigende Lebensweise; gleichzeitig erzeugen sie klimazerstörende Treibhausgas-Emissionen.

Mehr gezielte politische Entscheidungen
Um diese Wechselwirkungen aufzuzeigen, bedarf es einer globalen und über die Förderung einer gesunden Ernährung bzw. Betonung der körperlichen Aktivitäten hinausgehenden globalen Antwort. Multinationale Agrar- und Nahrungsmittel-Unternehmen - auch "Big Food" genannt -, die es auf kommerzielle Optimierung und schnelle Erträge abgesehen haben, sollten auf den Prüfstand gebracht werden. Ihr Handeln schadet dem Wohl des Planeten, sowie der Menschheit, die ihn bewohnt. Die Verfasser des im Lancet veröffentlichten Berichts schlagen eine Rahmenkonvention über Ernährungssysteme vor, ähnlich derjenigen, der sich die Tabakindustrie teilweise untergeordnet hat.
Vor allem in unseren Breitengraden werden wir jedoch unser Verhalten anpassen müssen. Zur Unterstützung und Globalisierung ist eine kohärente Steuer- und Finanzpolitik erforderlich, die nachhaltige Produktionsmethoden, nichtmotorisierte Verkehrslösungen, den Konsum von saisonalem Obst und Gemüse usw. unterstützt. Treibhausgaserzeugende Produktions-, Lebensmittel- und Transportmittel sollten ebenfalls gleichzeitig höher besteuert werden.

Fettleibigkeit, Unterernährung und Klimawandel sind weltweit verbreitet. Wir haben Lösungen in der Hand, welche Mut, Willenskraft und politische Entscheidungsbereitschaft erfordern, während vom Bürger weiterhin Engagement und Solidarität gefordert werden.

Weitere Infos
www.thelancet.com/commissions/global-syndemic (auf Englisch)

Jean Hermesse, CKK-Generalsekretär
Beitrag vom 7. Februar 2019