Sie trinken bis zur Bewusstlosigkeit und finden sich anschließend in der Notaufnahme wieder: Im vergangenen Jahr wurden in Belgien 2.334 Minderjährige im Alter zwischen 12 und 17 Jahren nach exzessivem Alkoholkonsum ins Krankenhaus eingeliefert. Das ist der höchste Wert seit zehn Jahren.
Auch die Zahl der 18- bis 29-Jährigen, die nach Trinkexzessen in der Klinik behandelt wurden, erreicht mit 11.554 Fällen einen traurigen Rekord, wie aus Zahlen der gemeinsamen Agentur der belgischen Krankenkassen (IMA) hervorgeht. Die Christliche Krankenkasse fordert, die Altersgrenze für alle alkoholischen Getränke auf 18 Jahre anzuheben.
2.334 Minderjährige mussten im vergangenen Jahr aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums im Krankenhaus behandelt werden.
Das flämische Expertisezentrum für Alkohol und andere Drogen (VAD) spricht vom sogenannten Binge Drinking wenn Frauen mindestens vier, Männer mindestens sechs Gläser Alkohol innerhalb von zwei Stunden trinken. Und das ist in Belgien immer häufiger der Fall bei jungen Menschen. Zwischen 2014 und 2016 war die Anzahl der Minderjährigen, die aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums im Krankenhaus behandelt werden musste, zurückgegangen.
Doch die erfreuliche Entwicklung währte nur kurz: Im letzten Jahr wurden 2.334 Fälle registriert, was eine Steigerung von acht Prozent gegenüber 2016 bedeutet, als 2.161 Jugendliche es mit dem Alkohol übertrieben hatten. Auch in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen stieg der Alkoholmissbrauch von 11.325 Fällen im Jahr 2016 auf 11.554 im letzten Jahr – eine Steigerung von mehr als zwei Prozent innerhalb eines Jahres. Besonders häufig betrinken sich Jugendliche aus den Provinzen nahe der französischen Grenze (Westflandern, Hennegau und Luxemburg). Dies sind genau die Provinzen, in denen alkoholbedingte Krebserkrankungen wie Leber-, Bauchspeicheldrüsen- und Speiseröhrenkrebs laut dem Verbund der belgischen Krankenkassen häufiger auftreten. „Alkoholmissbrauch in jungen Jahren ist keineswegs harmlos“, warnt Luc Van Gorp, Vorsitzender der Christlichen Krankenkasse. „Übermäßiger Alkoholkonsum kann zu Hirnschäden, schwächeren Studienergebnissen und somit zu geringeren Chancen auf dem Arbeitsmarkt führen. Wer in jungen Jahren zu trinken beginnt, wird später umso mehr trinken.“ Die Krankenkasse fordert, die Altersgrenze für Bier, Wein und Sekt auf 18 Jahre anzuheben. Auch der Hohe Gesundheitsrat und das flämische Expertisezentrum für Alkohol und andere Drogen empfehlen dies. „In 22 der 28 EU-Länder liegt die Altersgrenze bereits bei 18 Jahren. Belgien hinkt hinterher. Die neuen Zahlen zum Alkoholmissbrauch zeigen, dass wir mit Sensibilisierung alleine keine Besserung erzielen“, so Van Gorp. Gesundheitsministerin Maggie De Block (Open VLD) weist die Forderung zurück: „Ein vollständiges Alkoholverbot bis zum 18. Lebensjahr würde dazu führen, dass junge Menschen im Verborgenen trinken“, so die Ministerin.