Bewegen, bewegen - Ihrer Gesundheit zuliebe!

Wegen der Corona-Krise sitzen wir mehr als früher

Ein durch langes Sitzen geprägter Alltag – in der Fachsprache als „sedentärer Lebensstil“ bezeichnet – ist eine Geißel unserer Zeit. Durch Covid-19 sitzen wir noch deutlich mehr! Das ist nicht gut für unsere Gesundheit.

Laut einer Sciensano-Umfrage (1) verbrachten Erwachsene in Belgien 2018 im Schnitt 5,8 Stunden pro Tag im Sitzen; „nur“ 23% saßen länger als acht Stunden. Im März 2020 verdoppelte sich dieser Anteil jedoch von 23 auf 45 %; der tägliche Gesamtdurchschnitt in sitzender Haltung stieg auf 8,2 Stunden an.

Home-Office und Home-Schooling haben uns viel körperliche Bewegung gekostet. Die normalen Freizeitaktivitäten wurden allzu oft durch zusätzliche Zeit vor den Bildschirmen ersetzt – die sozialen Netzwerke und Netflix lassen grüßen. Das Ergebnis: hunderte, ja tausende Schritte, die nicht gemacht wurden...

Wenn das Blut in den Beinen stagniert

Eine sitzende Lebensweise und ein Mangel an körperlicher Aktivität oder Sport werden oft in einen Topf geworfen, doch man muss unterscheiden: Selbst wenn ein Büroangestellter, der mehr als acht Stunden pro Tag sitzt, pro Woche drei Stunden Sport treibt, gilt sein Lebensstil als „sitzend“. Umgekehrt gilt eine Kellnerin, die den ganzen Tag hin- und herläuft, als aktiv, auch wenn sie keinen Sport treibt.

Die Folgen der zunehmend sitzenden Lebensweise spüren viele in ihren Beinen. Krampfadern, das Gefühl schwerer Beine, geschwollene Knöchel am Ende des Tages, nächtliche Krämpfe... Schon vor der Pandemie litt fast die Hälfte der Bevölkerung an chronisch-venöser Insuffizienz (CVI), von denen Krampfadern die häufigste Erscheinungsform sind. Covid-19 hat nichts zur Verbesserung beigetragen, im Gegenteil!

Um das Phänomen „Beine wie Blei“ zu verstehen, müssen wir uns daran erinnern, wie das Blut zirkuliert. Zunächst transportieren die Arterien und Arteriolen das sauerstoffhaltige Blut vom Herzen durch unseren Körper. Anschließend bringen die Venen und Venolen dasselbe Blut zurück zum Herzen, wo es über die Lungen wieder mit Sauerstoff angereichert wird.

Der Herzmuskel drückt das Blut also in die Arterien – doch wie kommt es von den Extremitäten unseres Körpers wieder zurück? "Das Innere unserer Venen ist mit Klappen ausgekleidet, kleinen häutigen Falten, die den Rückfluss des Blutes zum Herzen erleichtern“, erklärt Dr. med. Philippe Borgoens, stellvertretender Leiter der Klinik für Kardiologie und Angiologie des Citadelle-Krankenhauses Lüttich. „Bei manchen Menschen funktionieren diese Venenklappen nicht richtig: Tagsüber stagniert das Blut in den bodennahen Körperregionen, d. h. in den Knöcheln und Waden.“

Bei Ödemen, die zu einer Schwellung der Knöchel und/oder Waden führen, handelt es sich um eine ungewöhnliche Ansammlung von Flüssigkeit im Gewebe. Diese Flüssigkeit kann aus dem venösen System, aber auch aus dem lymphatischen System stammen. Zur Erinnerung: die Lymphe ist eine transparente Flüssigkeit, die eine wichtige Rolle bei der Reinigung der Abfallprodukte des Körpers und der Abwehr von Infektionserregern spielt.

Anwerfen der „Wadenpumpe”

Blut- und Lymphsystem haben eines gemeinsam: beide werden durch die Wadenmuskeln stimuliert. „Es handelt sich um ein mechanisches Phänomen des Pumpens und Ableitens“, erklärt Dr. Borgoens. „Nach sieben oder acht Schritten setzt die Muskelpumpe ein. Das Zusammenziehen der Waden übt Druck auf die Blut- und Lymphgefäße aus und drückt so die Flüssigkeit nach oben.“

Folgerichtig gilt: Je mehr wir laufen, desto mehr „pumpen“ unsere Waden, desto besser funktioniert der Kreislauf und desto geringer ist das Risiko von Venenthrombosen, venösen Geschwüren und anderen Komplikationen der CVI.

Frédérique Bernard, Kinesiotherapeutin und Expertin für körperliche Aktivität bei der Stiftung gegen Krebs ergänzt: „Körperliche Bewegung ist immer empfehlenswert, auch bei chronischen Krankheiten. Bei Krebserkrankungen zum Beispiel trägt regelmäßiger und angepasster Sport zu einer höheren Lebensqualität während der Behandlung und zu einem geringeren Risiko eines Rückfalls bei.“

Zwei simple Tipps für „Viel-Sitzer“ zum Schluss: Jede Stunde aufstehen und zumindest ein paar Minuten gehen. Und pro Tag mindestens eine halbe Stunde spazieren gehen! Unsere Beine werden es uns danken!

(1) „Sechste Gesundheitserhebung Covid-19. Vorläufige Ergebnisse“, Sciensano, Brüssel, April 2021
Quelle: „En Marche“, Le journal de la Mutualité chrétienne,
5. August 2021, Seite 6 (Autorin : Candice Leblanc)