Lipödem – Der Kampf gegen die Fettzellen

 

Das Lipödem ist eine Störung der Fettverteilung – Schätzungen zufolge ist etwa jede zehnte Frau davon betroffen. Die Erkrankung ist noch recht unerforscht, Betroffene bleiben häufig auf den Behandlungskosten sitzen und stellen sich viele Fragen. Ein täglicher Kampf gegen die Schmerzen, gegen die Fettzellen und für die Anerkennung.

Für den Patienten Rat & Treff (PRT) war diese Situation Anlass, am 3. September auf das Thema aufmerksam zu machen. Im Rahmen eines Informationsabends referierten Dr. Vandermeeren, plastische Chirurgin und beLymph-Vorsitzende, und Herr Belgrado, wissenschaftlicher Berater, in Eupen zu den aktuellsten Erkenntnissen zum Lipödem.

Das Lipödem, die große Unbekannte

Die Fettzellen vermehren sich bei Betroffenen ab 18 Jahre progressiv - von der Hüfte abwärts krankhaft unter der Haut, ausgenommen davon sind Hände und Füße. Das Lipödem verläuft in mehreren Stadien und definiert sich weiter durch spezifische klinische Anzeichen wie chronische Schmerzen, eine wellige Hautstruktur mit Verhärtungen, gebeugte Beine, besonders flexible Gelenke sowie eine Anfälligkeit für blaue Flecken.

Auch wenn die Ursachen bislang nicht gänzlich ermittelt werden konnten, scheint klar, dass diese multifaktoriell sind. Als wahrscheinliche Gründe nennt Belgrado hormonelle Einflüsse, defektes Kollagen (Gewebe, das die Fettzellen umgibt) sowie eine genetische Veranlagung: Lymphe und Wasser stauen sich, Schwellungen entstehen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

In erster Linie werden die Symptome der Krankheit ermittelt - darüber hinaus gibt es keine Untersuchung, die das Lipödem mit Sicherheit bestätigen kann. Die Referenten betonen die Dringlichkeit einer standardisierten Diagnose, die derzeit in enger Zusammenarbeit mit dem Landesinstitut für Kranken- und Invalidenversicherung (Likiv) ermittelt wird.

Im Gegensatz zur Fettleibigkeit sind Sport oder Diät keine effizienten Maßnahmen, um dem Lipödem entgegenzuwirken. Den Referenten zufolge ist die wichtigste Therapieform die sogenannte Kompression. In diesem Zusammenhang hat sich neben der täglichen Kompression mit angefertigten Kompressionstrümpfen die dynamische Kompression, also die Bewegung unter mehrlagigen Bandagen, bewährt. Hierdurch lässt sich gestautes Wasser -anders als bei der normalen, manuellen Lymphdrainage - effektiv ausscheiden.

In den Augen von Chirurgin Dr. Vandermeeren ist die Fettabsaugung (Liposuktion) nur eine komplementäre Behandlungsmöglichkeit, nachdem eine effektive Kompression und weitere Maßnahmen bereits angewendet wurden. Die Fachärztin stellt klar, dass die vielversprechenden und schnellen Ergebnisse des Operationseingriffs nicht dauerhaft sind und dieser behutsam und durch erfahrene Ärzte durchgeführt werden sollte, um eine Beschädigung der Lymphgefäße zu vermeiden.

Von den Krankenkassen werden bislang - wenn gleichzeitig ein Lymphödem diagnostiziert wurde - Kompressions(-Strümpfe) und Kinesiotherapie (Lymphdrainage) teilweise zurückerstattet.

Mehr Infos unter : patientenrat.be