Jede dritte Frau hat seit ihrem 15. Lebensjahr bereits körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren. Häufig wird diese Gewalt durch den Partner ausgeübt. Die aktuell anhaltende Corona-Krise und ihre Auswirkungen verstärken diese Tatsache noch erheblich. Die Frauenliga hat deshalb anlässlich des „Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ eine bemerkenswerte Sensibilisierungskampagne mit ostbelgischen Motiven ins Leben gerufen.
Die Gewalt-Erfahrungen schränken die persönlichen Freiheiten sowie die Lebens- und Entwicklungschancen von Frauen stark ein. Die Folgen reichen von psychischen Beschwerden, wie Depressionen bis hin zu körperlichen Verletzungen und Schmerzen.
Ebenso wirkt sich diese Gewalt auf das allgemeine Gesundheitsverhalten aus und kann zu Drogen- und Alkoholkonsum führen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet Gewalt gegen Frauen als eines der größten Gesundheitsrisiken von Frauen weltweit. Gleichzeitig gilt Gewalt gegen Frauen und Mädchen als eine der weltweit am weitesten verbreiteten Menschenrechtsverletzungen. Sie geht häufig mit Scham, Stigmatisierung und Straflosigkeit einher.
Gewalt gegen Frauen wurde seit 2017 verstärkt durch die #meetoo-Bewegung in den Fokus gerückt. Prominente Menschen – mehrheitlich Frauen, aber auch Männer – äußerten sich öffentlich zu sexuellen Übergriffen, die sie während ihrer beruflichen Laufbahn erlebt haben.
Die Corona-Krise hat die Situation von Frauen in vielen Fällen verschlimmert. Für viele Menschen führte sie zu Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit (bzw. der Angst vor Jobverlust) und finanziellen Problemen. Vor allem im Lock-down mussten viele Familien sehr eng zusammenrücken – nicht alle haben das Privileg, ein Haus mit Garten oder eine große Wohnung mit Balkon zu besitzen.
Im Mai 2020 meldete die Weltgesundheitsorganisation in vielen europäischen Ländern, darunter Belgien, einen deutlichen Anstieg von häuslicher Gewalt. Gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres nahm demnach die Zahl der Notrufe von Frauen, die Gewalt durch ihre Partner erlitten, um 60 % zu.
Seit 1981 wird der 25. November weltweit als „Internationaler Tage zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ begangen. Zentraler Kerngedanke dabei: Frauenrechte sind Menschenrechte. Häusliche Gewalt, Zwangsheirat, sexueller Missbrauch, Zwangsprostitu-tion, Vergewaltigung und Genitalverstümmlung sind weit verbreitet. Zur Gewalt gegen Frauen zählen aber auch subtilere Formen wie Demütigungen, Beleidigungen und Einschüchterungen. Darüber hinaus breitet sich digitale Gewalt immer mehr aus. Es betrifft Frauen und Mädchen aus allen gesellschaftlichen Schichten und dies grenzüberschreitend.
Aus Anlass des Welttages am 25. November hat die Frauenliga VoG die Plakataktion „Männlichkeit entscheidest Du“ übernommen und sehr gelungen in die Deutschsprachige Gemeinschaft übertragen. Die aus Schleswig-Holstein stammende Sensibilisierungskampagne nimmt gezielt ein vielerorts vorherrschendes Männlichkeitsbild in den Fokus. Die Vorstellung, dass ein Mann männlich ist, wenn er die Kontrolle und Oberhand über andere behält, ist noch immer weit verbreitet. Diese sogenannte toxische Männlichkeit ist die Wurzel für Abwertung, Sexismus und letztlich körperliche Gewalt gegen Frauen. Ziel der Aktion ist es, dieses Männlichkeitsbild zu revidieren und dadurch Frauen, die von Gewalt bedroht sind, zu unterstützen.
Das Besondere an der Initiative der Frauenliga besteht darin, dass sie eine eigene Fotostrecke mit Männern aus Ostbelgien und deren Statements zum Thema „Gewalt gegen Frauen“ beinhaltet. Eine neue Version von „Männlichkeit entscheidest Du!“ wurde damit aus Deutschland auf Ostbelgien übertragen. Zu den prominenteren abgebildeten Personen gehörten Ministerpräsident Oliver Paasch und Minister Antonios Antoniadis.