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  Die E-Zigarette
Dein Freund und Helfer?
Tabakologen schwören auf die E-Zigarette. Sie kann Rauchern eine große Unterstützung sein, um sich das Rauchen abzuge- wöhnen - allerdings nur unter professioneller Begleitung.
Ein Belgier von vier hat schon einmal eine E-Zigarette benutzt*: „Es gibt mehr als 100 Modelle und 800 verschiedene Geschmacksrichtungen. Daher ist es nicht leicht, sich zurechtzu- finden. Die Händler neigen dazu, Produkte mit einer niedrigen Nikotindosis anzubieten, was Raucher, die aufhören wollen, anregt, ihre Dosis zu erhöhen. Dadurch nehmen sie mehr Aro- men auf, die potenziell schädlich sind“, erklärt Adrien Meunier, Krankenpfleger und Tabakologe.
Die Flüssigkeit in den Verdampfern besteht aus Glycerin oder Propylenglykol, Aromastoffen und gegebenenfalls Nikotin. „Auch wenn Nikotin als harte Droge gilt, ist es nicht toxisch“, sagt der Tabakologe. „Es sind vor allem die Verbrennungspro- dukte der Zigarette wie Teer und Kohlenmonoxid, die giftig sind. Sie lösen z.B. Krebs und Herzerkrankungen aus.“ Da die elektronische Zigarette Dampf statt Rauch erzeugt, werden somit die Risiken erheblich reduziert.
Die langfristige gesundheitliche Wirkung der Aromen ist jedoch noch nicht bekannt. „Die Langzeitrisiken sind noch nicht bekannt, aus einem einfachen Grund: Krebs braucht oftmals mehrere Jahrzehnte, um sich zu entwickeln. Aber es gibt Grund zu der Annahme, dass die elektronische Zigarette trotzdem weniger schädlich ist“, präzisiert Professor Didier Vander Stei- chel, medizinischer Direktor der Stiftung gegen den Krebs auf der Website tabacstop.be.
 Einfach so abdampfen?
Eine britische Studie**, die unter 886 Rauchern durchgeführt wurde, hat ergeben, dass mit Hilfe der E-Zigarette 18 Prozent der Probanden das Rauchen aufgegeben haben – dem gegenü- ber stehen 9 Prozent, die es mit herkömmlichen Ersatzstoffen, Pflastern und Kaugummi geschafft haben. 80 Prozent hingegen „dampfen“ weiter vor sich hin...
Rauchen macht sowohl physisch als auch psychisch abhängig. Außerdem hat es einen Einfluss auf das Verhalten: „Zwar kann der sogenannte Vaporizer bei der Raucherentwöhnung behilf- lich sein, doch wird die typische Rauchergeste weiterhin ange- wendet und kann somit einen Rückfall verursachen“, erklärt Marie-Christine Servait, Krankenschwester-Tabakologin im Lüt- ticher Krankenhaus Citadelle. Sie fügt hinzu: „Daher ist es wich- tig, dass man begleitet wird, um parallel an der Motivation und an den Gewohnheiten zu arbeiten“.

Obwohl von Tabakologen als Hilfsmittel geschätzt, löst der Vaporizer auch Kontroversen aus. Die E-Zigarette stellt eine Gefahr dar:
 Es hat bereits Todesfälle gegeben, die erwiesenermaßen mit
der E-Zigarette in Verbindung stehen;
 Die Flüssigkeiten werden nicht kontrolliert und sind im Inter-
net frei käuflich;
 Es kommt THC-Öl zum Einsatz (eine aktive Substanz im
Kannabis), das mit Vitamin E-Acetat verdickt ist, einem gif-
tigen Zusatzstoff;
 Dampfen kann auch ein Einstieg in die Nikotinsucht sein.
Die Tabakindustrie verliert viele Kunden durch die Gesundheits- politik. Daher investiert sie nun massiv in chinesische Fabriken (Hauptproduktionsland der Vaporizer), um neue Produkte auf den Markt zu bringen, die voller High-Tech stecken und für junge Leute attraktiv sind. Um dem Einfluss der Tabakunterneh- men entgegenzuwirken, hat Belgien einen strengen gesetz- lichen Rahmen verabschiedet: Werbung für elektronische Ziga- retten, der Verkauf im Internet und generell der Verkauf an unter 16-Jährige und das „Dampfen“ an öffentlichen Orten ist verboten.
(Quelle: En Marche/Sandrine Warsztacki)
* Stiftung gegen Krebs, Umfrage zum Tabakkonsum, Ipsos, 2019
** A Randomized Trial of E-Cigarettes versus Nicotine-Replacement Therapy, The
New England journal of medicine, Februar 2019
Ein umstrittenes Produkt
miteinander
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MITEINANDER 1/2020 |9
  gesundheit






































































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