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Die Schulung besteht aus (30-minütigen) Einzelberatungen oder (zweistündigen) Gruppenberatungen. Die Einweisung des Patienten durch die Pflegefachkraft erfolgt allerdings immer individuell beim Patienten zu Hause. Im Gegensatz dazu finden beim Kinesiotherapeuten nur Gruppensitzungen (mit höch- stens 10 Patienten) statt.

Welche Leistungen werden erstattet?
Erstattet werden nur Leistungen, die vom Hausarzt verordnet werden. Für alle möglichen Leistungen werden insgesamt höch- stens vier Sitzungen jährlich übernommen.

Und die Kosten für den Patienten?
Die Einzelsitzung kostet 22,52 Euro und die Gruppensitzung 14,08 Euro. Die gesamten Kosten werden von der Krankenkasse erstattet. Auch wenn die der Leistungserbringer den Vertrag mit den Krankenkassen abgelehnt hat, darf er für Diabetesschu- lungen keine übertariflichen Kosten abrechnen.
miteinander
Erfahrungsbericht
„Mein Leben hat sich verändert"
Thomas, 54 Jahre, hat vor einigen Monaten die Diagnose Dia- betes erhalten. Das war für ihn ein Schock.
Miteinander: Wie haben Sie von Ihrer Krankheit erfahren? Thomas: Zufällig. Da ich in letzter Zeit immer sehr vergesslich und zerstreut war, habe ich einen Neurologen aufgesucht. Ich fühlte mich auch immer müde. Der Arzt hat daraufhin erst ein- mal eine Blutuntersuchung angeordnet und siehe da, meine Blutzuckerwerte waren zu hoch. Mein Hausarzt hatte mich bereits seit Jahren gedrängt, eine Blutabnahme zu machen, aber ich habe das immer verschoben. Anscheinend kommt meine Zuckerkrankheit nicht von heute auf morgen.
M: Wie haben sie dann reagiert?
T: Ich bin direkt zu meinem Hausarzt gegangen, der mich jetzt nicht mehr aus den Augen lässt. Ich habe mich aber auch selbst schlau gemacht. Dabei ist mir erst klar geworden, wie schädlich Diabetes sich auf eine Vielzahl von Organen auswirkt. Aber ich habe mir auch gesagt, dass ich keine andere Wahl habe. Ich lebe gerne und habe deshalb beschlossen, alles daranzusetzen, mög- lichst beschwerdefrei zu leben.
M: Das heißt konkret?
T: Erstens halte ich mich genau an die Anweisungen meines Haus- arztes und nehme alle Medikamente nach Vorschrift. Ich habe auch eine Ernährungsberaterin aufgesucht. Auf Zucker verzichte ich jetzt gänzlich und fette Speisen sowie industriell zubereitete Nahrungsmittel sind ganz von meinem Speiseplan gestrichen. Stattdessen esse ich jetzt mehr Obst und Gemüse. Innerhalb von fünf Monaten habe ich 15 kg abgenommen und fühle mich wesentlich besser. Ich bewege mich auch mehr als früher: Trimm- fahrrad, Wandern. Ich spiele mit dem Gedanken, mich in einem Fitnessstudio mit medizinischer Betreuung anzumelden, aber bisher klappt es ganz gut allein durch die Ernährungsumstel- lung.
M: Ist eine Unterstützung wichtig für Menschen wie Sie?
T. Auf jeden Fall. Und ich fühle mich sowohl von den Betreuern als auch von meiner Familie unterstützt. Aber ich möchte nie- mandem meinen Ernährungsplan aufzwingen und auch nie- manden verurteilen, der sich nicht gesund ernährt. Ich will nur möglichst alles versuchen, um gut zu leben. Deshalb interessiert mich dieser neue vorzeitige Behandlungsverlauf auch.
Lässt Diabetes sich vermeiden?
Das Risiko, an Diabetes-2 zu erkranken lässt sich durch eine gesunde Lebensweise stark senken.
○ jeden Tag mindestens 30 Minuten Bewegung;
○ abwechslungsreiche und ausgeglichene Ernährung;
○ drei Mahlzeiten täglich zu geregelten Zeiten;
○ ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte, Obst,
Gemüse);
○ Einschränkung tierischer Fette (Wurstwaren, fetthaltiges
Fleisch, Butter, süße Backwaren, industrielle
Zubereitungen, ...);
○ moderater Verzehr von Nahrungsmitteln, die zusätzlichen
Zucker enthalten.
Diese Lebensweise reicht im Allgemeinen, um sein Normalge- wicht zu erreichen (BMI zwischen 20 und 25). Das ist eine gute Lebensversicherung im Hinblick auf das Risiko, an Diabetes zu erkranken.
Der  vorzeitige  Behandlungsverlauf in der Praxis
 Für wen? 
Der Patient muss mehrere Bedingungen erfüllen:
○ Typ-2-Diabetes;
○ Alter zwischen 15 und 69 Jahren;
○ Patienten mit Herz- Kreislaufrisiko, entweder wegen
eines Body-Mass-Indexes (BMI) über 30 oder wegen
Bluthochdrucks;
○ er muss den Hausarzt mit der Führung seiner allgemeinen
medizinischen Akte (AMA) beauftragt haben;
○ von seinem Hausarzt in ein
Diabetesbetreuungsprogramm eingeschrieben werden.
 Mögliche Schulungsmaßnahmen 
○ Informationen über die Krankheit und die erforderliche Änderung der Lebensweise (Diabetesberater);
○ Ernährungsempfehlungen (Ernährungsberater);
○ die korrekte Einnahme der Arzneimittel (Apotheker); ○ Bewegung: Tipps und praktische Übungen für mehr
Bewegung (Kinesiotherapeut);
○ Hilfe bei der Diabetesselbstkontrolle (Pflegefachkraft).

Organisation der Schulungseinheiten
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